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Solarstrom im Standard untervertreten

22. Februar 2024

Die Untersuchung von rund 260 Energieversorgern zeigt: Solar legt zwar zu, aber der Anteil bleibt mit 2% deutlich hinter dem Potential zurück.

 

myNewEnergy untersucht für die Schweizer Stromlandschaft die Herkunftsnachweise des
Standardstroms von rund 260 Energieversorgern. Es zeigt sich: Solar legt zwar zu, aber der
Anteil bleibt deutlich hinter dem Potential zurück. Insgesamt wird die Landschaft zwar
grüner, aber weiterhin sind im Standard nur rund nur 2% Solar. 

myNewEnergy betreibt seit 2014 den einzigen Schweizer Stromvergleich, der Qualität und Preise detailliert aufzeigt. Zusätzlich wird mit den Daten seit 5 Jahren die Stromlandschaft Schweiz erstellt, wo die Zusammensetzung und Qualität der Standardprodukte für Privatkunden grafisch dargestellt wird. Grün zeigt einen nachhaltigen Strommix an, der sich im Sinne der Energiestrategie 2050 entwickelt, rot deutet auf eine nicht nachhaltige Zusammensetzung mit fossilen Quellen, z.B. Atom- oder Kohlestrom hin.
So kann jeder Privatkunde einfach sehen, ob das Standardprodukt in seiner Postleitzahl-Region die Stromwende voran bringt.

Hochgerechnet nur 2% Solaranteil in Schweizer Strom-Standardproduken
In der Schweiz existieren über 600 Energieanbieter. Diese versorgen ihre Kunden teilweise unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. So müssen viele kleine Anbieter ohne eigene Kraftwerke den Strom und die Herkunftsnachweise einkaufen und sind sehr abhängig von den Marktpreisen. Viele Anbieter bieten ihren Kunden verschiedene Produkte, meist ein Standard- und ein Grünstromprodukt, aber nur für rund die Hälfte der Schweizer Haushalte enthält das Standardprodukt neben dem gesetzlich vorgeschriebenen KEV-Anteil weitere Prozente Solarstrom.

Eine Untersuchung von 260 Energieversorgern bezüglich der Veränderung auf das aktuelle Jahr zeigt, dass im 2024 so viele grüne Standard-Produkte existieren, wie schon lange nicht, die Schweizer Stromlandschaft wird deutlich sichtbar grüner. Da grosse Flächen in der Karte aber nicht unbedingt grosse Strommengen und viele Verbraucher bedeuten, führen wir auch immer eine Kontrolle mit der geschätzten Anzahl Haushalte pro Anbieter durch. Hierbei zeigt sich, dass noch immer nur rund 2% Solar im Schweizer Standardstrom ist. Das ist nur ein Bruchteil der von Swissolar für 2024 erwarteten Produktion von fast 10% aus Solaranlagen und nur eine marginale Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. Natürlich wird der Solarstrom mehrheitlich privat produziert und teilweise selbst genutzt, aber der Rest wird ins allgemeine Stromnetz eingespeist und sollte auch an die Standardkunden weitergegeben werden. Unsere Untersuchung zeigt, dass nur wenige Stromversorger den Ausbau von Solaranlagen für die Grundversorgung aktiv vorantreiben.


Best-Praxis-Beispiele
Andererseits mischen viele kleinere Anbieter schon jetzt einen beachtlichen Anteil von lokalem Solarstrom dem Standard bei und werden damit unabhängiger. So führen zwei kleine Stromversorger, die Elektrizitätsversorgung Steinach mit 38% und die Technischen Werken der Gemeinde Tobel-Tägerschen mit 32% die Liste mit dem höchsten Solaranteil im Standard an. Die Spitzenreiterin in Steinach lancierte 2012 eine Offensive und bot den Produzenten 15-jährige Abnahmegarantien zu sehr attraktiven Konditionen an. Die Solarkraft wurde so für private Hausbesitzer zur attraktiven Option, wie Gemeindepräsident Michael Aebisegger erklärt: «Aus finanzieller Sicht verursachte dies damals der Gemeinde erhöhte Energiekosten. Dafür sind wir heute an diesem Punkt sehr viel weiter als andere Versorger.» Laut Aebisegger führten in den letzten zwei Jahren die gestiegenen Marktpreise dazu, dass nun auch die ansässige Industrie Solaranlagen für den Eigenbedarf auf den Dächern installiert.


Auch einige mittelgrosse Werke gehen voran, so sehen Energie Opfikon und Localnet mit 20% und 25%, AEW mit 15% und Energie Wasser Bern mit immerhin noch 9% Solarstrom als wertvollen Teil der Grundversorgung. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Stromversorger in Zukunft eine aktivere Rolle beim Solarausbau spielen und dieser Strom dann auch in die Standardprodukte fliesst. Denn mit Solarstrom kann jede Gemeinde selbst die Energiewende vorantreiben und die Abhängigkeit verringern.


Weitere Hinweise zur Methode
myNewEnergy betreibt seit 2014 den einzigen Schweizer Stromvergleich, der Qualität und Preise detailliert
aufzeigt. Die Preise und Herkunftsnachweise (HKN) werden für 137 der grössten Energieversorger (EVU))
manuell von den Webseite erhoben. Für weitere 125 EVU wurden nur die HKN der Standardprodukte
recherchiert. Einige EVU publizieren die Zusammensetzung des Standardproduktes nicht genau, sondern
geben nur die Daten der Stromkennzeichnung an, welche dann für das gesamte EVU steht und nicht
produktspezifisch ist. Bei kleinen EVU mit nur einem Produkt ist das oft deckungsgleich. myNewEnergy
importiert also für alle EVU zusätzlich die Daten von der offiziellen Stromkennzeichnung, so dass wir für die
Untersuchung der Stromqualität eine Marktabdeckung von rund 90% der Haushalte erreichen. Die Qualität
des Stroms, also die Herkunftsnachweise, z.B. Solar, wird für die einzelnen Stromprodukte von den EVU für
das kommende Jahr aufgrund von vergangenen Daten geschätzt, so beruht auch die Stromkennzeichnung
immer auf einem Rückblick, da sich ja die Produktion im laufenden Jahr aufgrund z.B. von Wettereinflüssen
ändern kann. D.h. wenn die Daten nicht für einzelne Produkte genau angegeben werden, sondern auf die
Stromkennzeichnung verwiesen wird, dann kann sich die Zusammensetzung rückwirkend noch leicht
ändern. Besonders in den extremen Fällen haben wir bei den EVU nachgefragt und die Daten verifiziert.

 

Medienmitteilung versendet am 22.2.2024 hier herunterladen.

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