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Kommt nun der Strompreisschock?

28. März 2022

Der Ukraine-Krieg und die Russlandkrise zeigen das Konfliktpotenzial der fossilen Energien in alles Deutlichkeit auf. Beim Ausbau der neuen Erneuerbaren Energien noch auf die Bremse zu stehen, ist realitätsfremd.

Brachland für Solarenergie: Grossfächiges Hausdach in Zürich.

 

 

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg gaben sich als grosse Krisen die Klinke in die Hand. Als gemeinsamen Nenner führen beide die Problematik einer global vernetzten Welt vor Augen. Dies gilt für die Lieferketten fast aller Konsumgüter und der verfügbaren Energiequellen ganz im Speziellen. Die Gaspreise klettern angesichts der grossen Abhängigkeit von Russland unaufhaltsam nach oben. Vergangene Woche war im Tages-Anzeiger zu lesen, dass ab 2023 der Strom in der Schweiz für private Haushalte bis zu 20 Prozent teurer werden könnte («Strom wird im nächsten Jahr bis zu 20 Prozent teurer» Tages-Anzeiger 22.3.2022). Dies würden Branchenvertreter als eine Folge des Ukraine-Kriegs erwarten. Allerdings dürften, so der Tages-Anzeiger, die Strompreise einiger Versorger auch stabil bleiben. Genannt werden neben der BKW auch das EWZ. Der Grund: Beide versorgen ihre Privatkunden hauptsächlich mit Strom aus eigenen Kraftwerken.

 

Die Russlandkrise zeigt das Konfliktpotenzial der fossilen Energien in alles Deutlichkeit auf. Daher ist es dringend angezeigt, beim Ausbau der neuen Erneuerbaren Energien nicht länger auf die Bremse zu stehen. myNewEnergy fordert schon lange, dass insbesondere im Schweizer Standardstrom der Solaranteil merklich erhöht wird. Gemäss einer Erhebung von MyNewEnergy im vergangenen Jahr enthält der Standard der wichtigen Schweizer Energieversorger im Durchschnitt gerade mal 1.85 Prozent Solarstrom. Angezeigt wären jedoch mindestens 5 Prozent. 

 

Bei vielen Anbietern haben Kunden schon jetzt die Möglichkeit, auf ein Stromprodukt mit ökologischem Mehrwert zu wechseln. Die Stromwende zu mehr Solarenergie oder Strom aus zertifizierte Anlagen (Label naturemade) ist bei einigen Stromversorgern schon für wenige Franken im Monat zu haben. 

 

Schweiz kann als Forschungsstandort profitieren

Auch die Photovoltaik ist nicht frei von der Import-Problematik: Ein Grossteil der in der Schweiz verbauten Solarpanels stammt aus China. Andererseits erfolgt der Import im Gegensatz zu Erdgas oder Erdöl nur einmalig. Absolut begrüssenswert sind daher die jüngsten Bestrebungen der EU, die Produktion von Solarpanels wieder nach Europa zu bringen. Die Gründung 2021 der European Solar Initiative ist ein erster wichtiger Schritt. Davon kann insbesondere auch die Schweiz als Forschungsstandort profitieren. Wie Swissolar auf ihrer Webseite schreib, stammen nicht wenige Photovoltaikpioniere aus der Schweiz: «Ihr Wissen kam schon zu Beginn auch dem inländischen Werkplatz zugute. Bis heute kann sich der innovative Geist behaupten. Die Schweiz ist heute weltweit führend in der zukunftsträchtigen Gebäudeintegration von Photovoltaik.»

 

Vergangene Woche stimmte der Nationalrat dem Postulat von Nationalrätin Gabriela Suter zur Beteiligung der Schweiz am Aufbau einer europäischen Solarindustrie zu. Die kategorische Ablehnung industriepolitischer Anreize durch Bundesrat und Nationalrat ist angesichts der aktuellen politischen Lage jedoch realitätsfremd. 

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